Bitterschokolade
Das ist pervers. Sage ich. Das ist einfach eklig. Du nickst und brichst dir eine weitere Rippe von der Bitterschokolade ab.
Schokolade ist nicht dafür gemacht bitter zu sein, das widerspricht ihrer Natur. Ihrer Bestimmung. Scheiße nochmal. Bitterschokolade. Das ist pervers.
Deine Augen sind müde, als du aufblickst. Du sagst kein Wort. Isst ein weiteres Stück. Dabei hast du deine rechte Hand in der Hosentasche. Das sollte wohl cool aussehen, tut es aber nicht. Es sieht dämlich aus. Sowie Bitterschokolade. Das ist mir einfach zuviel.
Scheiße, verdammt wenn du schon diese Scheißschokolade essen musst, dann nimm wenigstens deine Hand aus der Hosentasche.
Du siehst mich immer noch an. Schweigst. Ich schmeiße mit dem Geschirrtuch nach dir und laufe aus der Küche.
Vor vier Monaten haben wir uns kennengelernt. Vier. Einer mehr und wir haben eine Hand. Hast du gestern gesagt. Und ich habe gelacht und meine Füße auf deine Schultern gestellt. Ich saß am Fensterbrett und es regnete. Mit einer Hand kommen wir aber nicht weit. Sagte ich. Da hast du wieder geschwiegen.
Wenn du schweigst fängt dein linkes Auge nach einer Zeit zum Zucken an. Das macht mich nervös. Dann könnte ich dich wieder anschreien, dass du sofort damit aufhören sollst, so wie mit dieser Bitterschokolade, die mittlerweile die Speisekammer angefüllt hat. Dann könnte ich mit meinen kleinen Händen auf deinen Rücken trommeln und zu weinen anfangen, zu wimmern. Bist du aufstehst und gehst. Und alles ruhig ist. Bewegungslos.
Eine Hand ist nichtmal ein ganzer Mensch. Hast du dann gemurmelt. Rechtzeitig. Damit kann man nicht mal einen Schuh zubinden oder jemanden umarmen.
Ich habe meine Füße auf deinen Kopf gestellt und gesagt, man kann auch keine Bitterschokoladenpackung öffnen. Daraufhin hast du den Kopf geschüttelt, deine Hände auf meine Füße auf deinem Kopf gelegt, mich angesehen und gelächelt.
Ich meine das ernst, habe ich gesagt und du meintest nur – ich weiß.
Heute laufe ich ins Badezimmer, schmeiße die Türen hinter mir zu und sämtliche Sachen vom Schrank, fange an zu wimmern. Ich schlinge Handtücher um meine nackten Füße, sie wärmen nicht. Ich lasse Wasser über mein Gesicht laufen, es reinigt nicht. Ich beiße mir in den Arm, er blutet nicht.
Dann höre ich die Haustür zuschlagen. Du bist gegangen. Wiedermal. Es war auch Zeit. Ich laufe zurück in die Küche, reiße die Speisekammertüre auf und nehme soviele Bitterschokoladentafeln auf einmal, wie ich nur tragen kann. Lasse sie auf den Küchenboden fallen. Trample darauf herum. Bitterschokolade. Ich kann es nicht glauben.
Was magst du. Habe ich dich gefragt, als wir zum ersten Mal ausgingen. Bitterschokolade, war deine Antwort. Da habe ich gelacht und dir nicht geglaubt. Weil kein vernünftiger Mensch Bitterschokolade mag. Ich hasse Bitterschokolade, sagte ich. Da hast du nur den Kopf geschüttelt. Bitterschokolade ist das Schlimmste auf der Welt. Sagte ich dann. Bitterschokolade ist das Schönste auf der Welt. Hast du geflüstert. Würdest du sie für mich aufgeben, fragte ich. Da hast du geschwiegen.
Ich trample solange darauf herum bis meine Füße schmerzen. Bis ich zu keuchen anfange. Dann stelle ich einen Topf auf den Herd und werfe nach der Butter eine Stück Bitterschokolade nach dem anderen hinein. Dann noch einen Topf und noch einen und noch einen. Die Bitterschokolade schmilzt unter meinen Augen davon, mit ihr dein zuckendes Auge, dein Schweigen. Dein Schweigen. Mit ihr mein Hass auf dich, meine Liebe für dich, meine Angst, meine Schmerzen.
Die Tasche war rotblau kariert, welche du bei dir hattest, als du eingezogen bist und unheimlich schwer. Das ist alles was ich habe. Sagtest du. Da hab ich den Kopf geschüttelt und sie geöffnet. Sie war bis oben hin voll mit Bitterschokolade. Du hattest sie in ein paar Hosen, zwei Paar Unterhosen, drei T.shirts und einige Socken eingewickelt. Scheiße nochmal, hab ich gerufen und die Tasche vom Bett geschmissen. So geht das nicht. Bitterschokolade. Keine Bitterschokolade in meinen Haus. Da hast du wieder geschwiegen, die Tasche ins Eck gestellt, dich aufs Bett gelegt und bist eingeschlafen. Das dauerte nicht lange, das hat mich beruhigt. Da Menschen die schnell einschlafen zu den leichten gehören, bei denen der Boden nicht knarzt wenn sie gehen und die die Türe hinter sich schließen. Du bist aufgewacht, nach wenigen Minuten, hast meinen Kopf in deinen Hände genommen und mir . Dann gibt es mich auch nicht in deinem Haus. ins Ohr geflüstert.
Das alles schmilzt dahin. Genauso wie deine Angewohnheit die Türe laut ins Schloss fallen zu lassen oder am Telefon nicht abzuheben. Es schmilzt dahin, wie die Erinnerung an deine weichen Hände oder mein Schreien, wenn dein Mund wieder nach Bitterschokolade schmeckte. Wofür ich dich hasste. Und du mich.
Die Bitterschokolade nahm die halbe Speisekammer ein. Ich baute Trennwände zwischen meinen Lebensmitteln und deiner Bitterschokolade auf. Mir wurde übel, wenn ich mit nüchternen Magen in die Küche tapste. Du hast dazu gelächelt, gesagt, dass ich übertreibe. Da bin ich aus dem Zimmer gerannt und hab die Wände vollgeschmiert mit Hasstiraden auf diese schwarzen Tafeln, mit Versuchen dich zur Vernunft zu bringen. Mit Angst die unter den Nägeln brannte. Mit einem Wort und manchmal zwei. Mit dem Schweigen das ich nicht in Worte fassen konnte. Und du hast Türen zugeworfen und meine Stifte aus dem Fenster. Bist gegangen und wiedergekommen. Hast geschwiegen und ich habe geweint.
Ich höre deinen Schlüssel in der Türe, als der Inhalt des vierten Topfes beinahe vollständig geschmolzen ist. Ich halte inne. Nehme den ersten Topf vom Herd. Höre deine Schritte. Als die Küchentür sich öffnet sehe ich dich an. Schweige. Du auch. Ich hebe den Topf und schütte mir die Schokolade über den Kopf. Da beginnst du zu weinen. Blickst zum Herd. Schreist. Greifst in die Töpfe. Schreist. Weinst. Hasst mich. Ich schweige. Betrachte jede deiner Bewegungen. Fühle meinen Schmerz in dir.
Liebe dich. Bitter.
Schokolade ist nicht dafür gemacht bitter zu sein, das widerspricht ihrer Natur. Ihrer Bestimmung. Scheiße nochmal. Bitterschokolade. Das ist pervers.
Deine Augen sind müde, als du aufblickst. Du sagst kein Wort. Isst ein weiteres Stück. Dabei hast du deine rechte Hand in der Hosentasche. Das sollte wohl cool aussehen, tut es aber nicht. Es sieht dämlich aus. Sowie Bitterschokolade. Das ist mir einfach zuviel.
Scheiße, verdammt wenn du schon diese Scheißschokolade essen musst, dann nimm wenigstens deine Hand aus der Hosentasche.
Du siehst mich immer noch an. Schweigst. Ich schmeiße mit dem Geschirrtuch nach dir und laufe aus der Küche.
Vor vier Monaten haben wir uns kennengelernt. Vier. Einer mehr und wir haben eine Hand. Hast du gestern gesagt. Und ich habe gelacht und meine Füße auf deine Schultern gestellt. Ich saß am Fensterbrett und es regnete. Mit einer Hand kommen wir aber nicht weit. Sagte ich. Da hast du wieder geschwiegen.
Wenn du schweigst fängt dein linkes Auge nach einer Zeit zum Zucken an. Das macht mich nervös. Dann könnte ich dich wieder anschreien, dass du sofort damit aufhören sollst, so wie mit dieser Bitterschokolade, die mittlerweile die Speisekammer angefüllt hat. Dann könnte ich mit meinen kleinen Händen auf deinen Rücken trommeln und zu weinen anfangen, zu wimmern. Bist du aufstehst und gehst. Und alles ruhig ist. Bewegungslos.
Eine Hand ist nichtmal ein ganzer Mensch. Hast du dann gemurmelt. Rechtzeitig. Damit kann man nicht mal einen Schuh zubinden oder jemanden umarmen.
Ich habe meine Füße auf deinen Kopf gestellt und gesagt, man kann auch keine Bitterschokoladenpackung öffnen. Daraufhin hast du den Kopf geschüttelt, deine Hände auf meine Füße auf deinem Kopf gelegt, mich angesehen und gelächelt.
Ich meine das ernst, habe ich gesagt und du meintest nur – ich weiß.
Heute laufe ich ins Badezimmer, schmeiße die Türen hinter mir zu und sämtliche Sachen vom Schrank, fange an zu wimmern. Ich schlinge Handtücher um meine nackten Füße, sie wärmen nicht. Ich lasse Wasser über mein Gesicht laufen, es reinigt nicht. Ich beiße mir in den Arm, er blutet nicht.
Dann höre ich die Haustür zuschlagen. Du bist gegangen. Wiedermal. Es war auch Zeit. Ich laufe zurück in die Küche, reiße die Speisekammertüre auf und nehme soviele Bitterschokoladentafeln auf einmal, wie ich nur tragen kann. Lasse sie auf den Küchenboden fallen. Trample darauf herum. Bitterschokolade. Ich kann es nicht glauben.
Was magst du. Habe ich dich gefragt, als wir zum ersten Mal ausgingen. Bitterschokolade, war deine Antwort. Da habe ich gelacht und dir nicht geglaubt. Weil kein vernünftiger Mensch Bitterschokolade mag. Ich hasse Bitterschokolade, sagte ich. Da hast du nur den Kopf geschüttelt. Bitterschokolade ist das Schlimmste auf der Welt. Sagte ich dann. Bitterschokolade ist das Schönste auf der Welt. Hast du geflüstert. Würdest du sie für mich aufgeben, fragte ich. Da hast du geschwiegen.
Ich trample solange darauf herum bis meine Füße schmerzen. Bis ich zu keuchen anfange. Dann stelle ich einen Topf auf den Herd und werfe nach der Butter eine Stück Bitterschokolade nach dem anderen hinein. Dann noch einen Topf und noch einen und noch einen. Die Bitterschokolade schmilzt unter meinen Augen davon, mit ihr dein zuckendes Auge, dein Schweigen. Dein Schweigen. Mit ihr mein Hass auf dich, meine Liebe für dich, meine Angst, meine Schmerzen.
Die Tasche war rotblau kariert, welche du bei dir hattest, als du eingezogen bist und unheimlich schwer. Das ist alles was ich habe. Sagtest du. Da hab ich den Kopf geschüttelt und sie geöffnet. Sie war bis oben hin voll mit Bitterschokolade. Du hattest sie in ein paar Hosen, zwei Paar Unterhosen, drei T.shirts und einige Socken eingewickelt. Scheiße nochmal, hab ich gerufen und die Tasche vom Bett geschmissen. So geht das nicht. Bitterschokolade. Keine Bitterschokolade in meinen Haus. Da hast du wieder geschwiegen, die Tasche ins Eck gestellt, dich aufs Bett gelegt und bist eingeschlafen. Das dauerte nicht lange, das hat mich beruhigt. Da Menschen die schnell einschlafen zu den leichten gehören, bei denen der Boden nicht knarzt wenn sie gehen und die die Türe hinter sich schließen. Du bist aufgewacht, nach wenigen Minuten, hast meinen Kopf in deinen Hände genommen und mir . Dann gibt es mich auch nicht in deinem Haus. ins Ohr geflüstert.
Das alles schmilzt dahin. Genauso wie deine Angewohnheit die Türe laut ins Schloss fallen zu lassen oder am Telefon nicht abzuheben. Es schmilzt dahin, wie die Erinnerung an deine weichen Hände oder mein Schreien, wenn dein Mund wieder nach Bitterschokolade schmeckte. Wofür ich dich hasste. Und du mich.
Die Bitterschokolade nahm die halbe Speisekammer ein. Ich baute Trennwände zwischen meinen Lebensmitteln und deiner Bitterschokolade auf. Mir wurde übel, wenn ich mit nüchternen Magen in die Küche tapste. Du hast dazu gelächelt, gesagt, dass ich übertreibe. Da bin ich aus dem Zimmer gerannt und hab die Wände vollgeschmiert mit Hasstiraden auf diese schwarzen Tafeln, mit Versuchen dich zur Vernunft zu bringen. Mit Angst die unter den Nägeln brannte. Mit einem Wort und manchmal zwei. Mit dem Schweigen das ich nicht in Worte fassen konnte. Und du hast Türen zugeworfen und meine Stifte aus dem Fenster. Bist gegangen und wiedergekommen. Hast geschwiegen und ich habe geweint.
Ich höre deinen Schlüssel in der Türe, als der Inhalt des vierten Topfes beinahe vollständig geschmolzen ist. Ich halte inne. Nehme den ersten Topf vom Herd. Höre deine Schritte. Als die Küchentür sich öffnet sehe ich dich an. Schweige. Du auch. Ich hebe den Topf und schütte mir die Schokolade über den Kopf. Da beginnst du zu weinen. Blickst zum Herd. Schreist. Greifst in die Töpfe. Schreist. Weinst. Hasst mich. Ich schweige. Betrachte jede deiner Bewegungen. Fühle meinen Schmerz in dir.
Liebe dich. Bitter.
fruktose - 17. Okt, 19:58