Montag, 23. Juni 2008

Andacht (Berlin #2)

Ich gehe den Weg mit dir. Die Straßen, die mir etwas bedeuten, du kennst sie lange. Sie haben Namen aus Buchstaben, die immer anders klingen, sagst du sie. Sie beherbergen Orte, die ich dir nicht zeige, du würdest sie schon kennen, davor habe ich Angst.
Die Stiegen, die hier Treppen heißen, sie knirschen unter den Schritten. Die Sessel, die hier Stühle heißen, sie waren schon vor uns da. Wie du sitzt auf dem einen, wie ich sitze auf dem anderen, es ist, als wären die Fenster weit offen, als kämen die Nachbarn hereingestiegen und sagten: Der Kuchen hier ist nur für euch.

Ich schlafe mittig seit ich hier lebe und verlasse das Bett über das Fußende. Das sind Dinge, die habe ich vorher nie gemacht. Ich erzähle dir davon und du sagst: Vielleicht ist das einfach so. Ich erzähle dir auch von dem Mann in S-Bahn der über Körperflüssigkeiten sang und du sagst: Ein Wunder ist, was du erlebst.
Ich schlafe mittig und tief. In der Früh schwitze ich. Der Polster, der hier Kissen heißt, ist eine Decke. Klingelt das Telefon ist es oft Eva und ich sage Pankraz zum Abschied, ein Scherz den niemand versteht. Nur Eva vielleicht, Eva und ich. Eva und ich, das hat mir so gefehlt.

Im Victoriapark geht die Sonne unter, Milan fährt auf dem Rad vorbei, ich erzähle ihm von dem Wochenende am See. Napoleon war mal dort, wo wir sitzen. Manchmal habe ich das Gefühl Napoleon war überall. Als ich heimfahre, ohne Licht, sitzen die Menschen auf der Admiralsbrücke und in der Mariannenstraße biege ich wie immer zu früh ab.

Wir gehen einen Weg gemeinsam. Du kennst ihn nicht und ich bin nicht sicher. Wenn wir torkeln im Dunkeln liegt mein Kopf auf deiner Schulter und du sagst: als wäre es schon immer so gewesen. Wenn wir schwanken im Geheimen, sehe ich dich an und weiß: du bist nicht hier.

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