Lyrik

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Herbstzeitlose

Aber morgens dann
essen wir Salz
an unseren Füßen
hängt ein Weg
Gabelungen, Anfang, Ziel,
ich blicke dich nicht an

Dein Mund gräbt Furchen
in der Mitte dieser Nacht
die still und heilig ist
die Blicke wirft, dich aus dem Fenster
das Gefühl fünf Herrscherzeiten weit zurück

Wir sehen uns an
geschärfte Kufen
verlassenes Obst auf dem Tisch
als wäre es gemacht
um Baum zu werden
selbst Frucht zu werfen
zu leben
soviel länger als wir

Heb dein Gemüt
Kurven, Wegweiser, ein Wanderstock
ein Wanderstock

ich sage: und immer weiter

du gehst.

Montag, 6. Oktober 2008

Ribisel

In anderen Sprachen
da schreibt es sich
sanfter
aber du immer noch
nicht mir

Ich wohne in einem
leeren Haus
ich tropfe Wasser
in die Töpfe
ich denke
du solltest das wissen

Unter Umständen
denkst du dann
du könntest wiederkommen
Numerologe sein
so versteckt
dass ich es erst merke
an Tagen
an Bahnsteigen
im rechten Winkel
fünf Uhr zwanzig

einmal hatte ich zwei katzen
sie wurden 16 Jahre alt
namenlos und voller Flöhe
begrub meine Mutter die letzte
nicht weit von den Ribiselstauden

ich dachte
du solltest das wissen.


(die katzen waren namenlos, weil ich mich nicht entscheiden konnte für nur ein Wort, das sie herbeieilen ließ. so pfiffen wir, schrien mutz, mietzetatze, oide, klane, miezmiez oder quietschten mit den lippen. mama sagt: jetzt steht kein name auf dem kreuz. ich sage: diese katze wollte ewig leben.)

Mittwoch, 2. April 2008

Kreuzstich

Ich kann
dir nicht versprechen
dass wir wiederkommen
an diesen Ort der
dich nicht hört
und mich nicht wiegt

mit seinen Armen
kalt und sanft und
mit den Worten
die ausgesprochen
Straßen pflastern

Ich kann
dir nicht versprechen
die Kerze zu halten
für drei weitere Stunden
den Weg zu zeichnen
die Kreide zu essen
die Traurigkeit ist viel zu alt

Ich kann
dir auch nicht zuhören
die Füße im Wasser
die Hände so leer
im Haar der Asphalt.

[Ich sticke dir einen Handrücken darauf werden wir liegen bleiben und halbwach mit den Schellen rasseln.]

Donnerstag, 6. März 2008

Und wieder Frühling

Wie du mich ansiehst
durch die Scheibe
lang bist du nicht mehr hier
und ich versuche
nichts zu verstehen
nichts

wie du schreibst und
dabei lachst
die Spatzen herbei
die Sperlinge
die vor dem Fenster warten
der Winter der hat
lang begonnen

wie ich es nicht greifen kann
wie ich es nicht weiß
wie du immer noch da bist
die Laken weiß
dein Rhabarbermund
ich kann es nicht vergessen.

Montag, 15. Oktober 2007

Dies ist für M.

Dich kann ich nicht ansehen
weil es immer wieder weitergeht
und ich dann nicht mehr weiß
wer was sagte und
überhaupt hat mal jemand geflüstert
du bis so mutig
eingraben will ich dich da in die Erde
komm nur ja nie wieder raus
nur ja nie wieder

Und weißt du
ja es geht immer weiter auch
während die Scheiben scheppern
als hätten sie es erst gestern gelernt
und mitten in der Nacht
hör mir gut zu, das sind nicht mehr
die Finger die da brechen

Was will ich lieber als
Weintrauben essen
im Bett liegen und die Decke anstarren
im Prinzip
ist alles einfach, man muss es nur wissen.

Montag, 27. November 2006

Vollmond

Angst, bist du noch hier?
ich hab euch alle weggesperrt
ins Zimmer hinterm Fenster
Versprochen habt ihr
dass ihr schweigt
und glitzert durch die Stunden

Magie, wo sind die Schritte hin?
ich hab dich lange nicht gehört
mein Weisheitszahn
der wächst nicht mehr
vergrabt in bloß nicht morgen

Wirrheit ohne Ende du
ich lach dir ins Gesicht
da unterm Bett das Monster nun
darf sagen was es will.

Samstag, 11. November 2006

Erste Halbzeit

wie ich schaue
der mond
nicht da
und die suppe darum
ausgelöffelt
hab ich sie

wie ich gehe
das brot gestrichen
mit roten messern
mit grünen fingern
am boden liegt ein
leiser ton

wie es klappert
am vordach die spatzen
stehlen dem kuckuck
das ei aus dem nest

wie es einsam ist
im dunklen laken
um fünf uhr dreissig
die grillen zirpen
im herbst nicht
mehr.

Freitag, 20. Oktober 2006

ruckzuck

Und doch nur
der Wind
das Rennen
durch die Loecher
offen liegend auf der
Strasse

Du sagst
wir wuenschen
uns das nicht
du sagst wenn
alles blinkt
und sie zerbersten
nichts

mehr uebrig
von den meisen
die sprangen
auf und ab
ich sage
kopfueber lass
es winter sein

sie weiss
vom regen
spricht man nicht.

Dienstag, 17. Oktober 2006

Heute Nacht ist mein Herz gestorben

Heute Nacht ist
mein Herz gestorben
das klingt jetzt
nicht nur so
unglaublich theatralisch

es ist auch so
unglaublich dramatisch
dass es sich sogar noch
kurz verbeugte
bevor das licht anging
und.

heute nacht ist
mein mund gestorben
das muss mir keiner
glauben nur ohne euch
anzusehen sagte

die souffleuse unter tränen
nein. ich kann nicht mehr.

so kam dass mein
ohr hinüberging
die rampe runterfiel
und wie soll ich sagen
dem auge den hals umdrehte

aus neid auf die musik

Derniere

und dann als der applaus verklang
da steckten sie die köpfe zusammen
es war schon richtig, weißt du noch?

im treppenhaus, den Mantel öffnen
dann. ansehen wie die thalia lacht
so leise. wie kann man es noch glauben.

als der vorhang fiel
da standen wir darunter
vielleicht ein wenig zu lang

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Michaela Taschek hat...
Michaela Taschek hat den Wanderstock zur Hand genommen...
fruktose - 21. Nov, 13:14
Denn Wörter fallen nicht...
Denn Wörter fallen nicht zu Boden, sie steigen auch...
fruktose - 22. Okt, 12:27
Fruchtfliegen
Das Fruchtfliegenfallen nach Essig stinken, weiß ich...
fruktose - 22. Okt, 12:26
Herbstzeitlose
Aber morgens dann essen wir Salz an unseren Füßen hängt...
fruktose - 22. Okt, 12:24
I once lived on an island
Lieber M., ich habe ab und an an dich gedacht diese...
fruktose - 22. Okt, 12:19

Suche

 

Status

Online seit 6610 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 21. Nov, 13:14

Credits


Beobachtung
Irrlichter
Lyrik
MenschenMomente
Plusquamperfekt
Prosa
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren